Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Hobbyfotografen sich eingeschüchtert und unsicher fühlen, wenn es um das Fotografieren geht. Sie sagen oft: „Ich bringe einfach keine Spannung in meine Fotos. Sie wirken langweilig“. Die Wahrheit ist, dass es nicht schwer ist, als Anfänger gute Fotos zu machen! Gut…möglicherweise am Anfang nicht ganz einfach, aber definitiv machbar mit Praxis, Übung und Feedback. Ich starte mit einfachen Tipps zur Bildgestaltung in der Fotografie, die du als Einsteiger:in sofort umsetzen kannst. 

Aber zunächst:

Was versteht man unter Bildgestaltung?

Zu Beginn sollten wir verstehen, was Bildgestaltung bzw. Bildkomposition  heißt. Im Grunde geht es darum, einen Schwerpunkt im Foto zu setzen und die Komponenten, also die einzelnen Teile im Bild so anzuordnen, dass sie eine Botschaft vermitteln und das Interesse des Betrachters wecken. Wir möchten den Betrachter des Bildes auf eine Reise in unser Foto mitnehmen. Dabei soll er etwas länger im Bild verweilen. Er soll umherwandern, sich mit dem Foto beschäftigen und den Schwerpunkt finden. 

Für die Anordnung der Elemente in den Bildern verwenden wir Gestaltungsmittel.

Was sind fotografische Gestaltungsmittel?

  1. Die Drittelregel

Wenn es um die Gestaltung von Bildern geht, ist die Drittel-Regel ein wichtiges Prinzip und eines von vielen Gestaltungsmitteln, die du für eine bessere Bildgestaltung einsetzen kannst.

Dabei wird das Bild in neun gleiche Abschnitte mit zwei horizontalen und zwei vertikalen Linien aufgeteilt, die alle den gleichen Abstand zueinander haben. Die Stellen, an denen sich diese Linien treffen, gelten als die besten Stellen für dein Motiv. Platziere zum Beispiel den Horizont auf der unteren Linie, wenn du dramatische Wolken hast.

Setze dein Motiv auf einen der Schnittpunkte oder auf eine Achse – das wirkt viel spannender als eine Platzierung des Motivs in die Mitte. Schau dir gleich hier den Vergleich an.

Herbstlandschaft mit der Einteilung der Drittelregel
Einsatz der Drittelregel
Das Motiv in der Mitte

Bonustipp: Schalte die Rasteransicht auf dem Kameradisplay als Orientierungshilfe ein.

2. Linien und Führungslinien

Linien sind ebenfalls wichtig, um ein optisch ansprechendes Bild zu gestalten. Linien können den Blick des Betrachters lenken, in dem du sie als Führung verwendest. Eine sogenannte Führungslinie kann eine Gerade, eine Diagonale oder aber in S-Form sein. Die Aufgabe dieser führenden Linie ist es, den Betrachter durch das Bild zu leiten. Linien haben aber auch eine andere Funktion: horizontale Linien sorgen für eine ruhige Ausstrahlung, senkrechte Linien strahlen Stärke aus und  diagonale Linien sorgen für Bewegung und Dynamik.

Mehrere Linien führen den Betrachter nach hinten ins Bild

3. Perspektive

Das Experimentieren mit verschiedenen Blickwinkeln hilft uns, die Motive von vielen Seiten zu betrachten und andere Sichtweisen zu entdecken. Bilder vom Boden oder von einer Leiter aus zu machen, kann interessante Ergebnisse liefern. Ein niedrigerer Winkel betont die Größe eines Motivs, während eine erhöhte Position den Kontext besser zeigen kann.

Bethesda Terrace New York schöne Perspektive
Niedrige Perspektive - der Hund und der Fußgänger wirken viel größer, das Bild spannender
Bethesda Terrace New York
Normaler Perspektive im Vergleich

Fotografie-Regeln können gebrochen werden

Fotografie Regeln sind hilfreich und in der Regel sorgen sie auch für eine deutliche Verbesserung des Bildaufbaus. Aber: Du musst dich nicht immer an die Regeln halten – manchmal ist es besser, deinem Instinkt zu vertrauen. Wenn du das Gefühl hast, dass das Motiv in der Mitte des Bildes stehen sollte, dann tu es einfach. Manchmal ist ein einzigartiger Touch genau das, was ein Foto braucht.

Wie erzeugt man Spannung in einem Bild?

  1. Vordergrund – Mittelgrund – Hintergrund

Eine Möglichkeit, Spannung ins Bild zu bringen, ist die Verwendung von Vorder-, Mittel- und Hintergrund. Die Trennung dieser drei Elemente schafft Pausen für den Betrachter, um ihn nicht mit Inhalten zu erschlagen und zu überfordern. Hat ein Bild diese 3 Elemente, wird der Blick schön durch das Foto gelenkt. Außerdem kann sich zu viel Aktivität nachteilig auswirken und dazu führen, dass das Hauptmotiv nicht mehr gut zur Geltung kommt

2. Licht und Schatten einsetzen

Licht und Schatten sind nützliche Werkzeuge, wenn es darum geht, Tiefe und Dimension in einem Bild zu schaffen, da sie die Aufmerksamkeit auf das Motiv lenken. Verwende dazu eine seitliche Beleuchtung, um Schatten zu werfen, die dem Bild Interesse und Tiefe verleihen.

Rollende Hügel in gelb und grün mit licht und schatten

3. Schärfe & Unschärfe einsetzen

Um eine effektive Bildkomposition zu erstellen, ist es wichtig, die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Element zu lenken. Das kannst du erreichen, indem du das Hauptmotiv scharf darstellst, während der Hintergrund und andere Elemente unscharf werden. Diesen Effekt kannst du erreichen, indem du eine große Blende an deiner Kamera einstellst.

Schachbrettblume mit Tautropfen schön in Szene gesetzt

Der Weg ist das Ziel.

Beim Fotografieren geht es um Spaß und Entspannung. Du sollst Freude an deinem Hobby haben. Sieh das Fotografieren lernen als Weg mit vielen spannenden Entdeckungen. Niemand wird als Fotograf:in geboren und hat schon alle Tricks auf Anhieb auf Lager. Bildkomposition zu lernen ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen geht. 

Spiele mit verschiedenen Methoden und Blickwinkeln und hab keine Angst davor, gegen den Strom zu schwimmen. Manchmal ist etwas Ungewöhnliches genau das, was ein Bild braucht. 

Alles in allem gibt es zahlreiche Gestaltungselemente und Tipps, um eine gute Bildkomposition zu erreichen. Wenn du dich zu Beginn an diese einfachen Tipps hältst, hast du eine gute Ausgangsbasis, um deine fotografischen Fähigkeiten zu verfeinern.

Die Tipps zusammengefasst:

  1. Nutze die Drittel-Regel: Positioniere den Hauptfokus deines Bildes an einem der vier Punkte, an denen sich die imaginären Linien schneiden, um die Aufmerksamkeit zu erregen.
  2. Beziehe Linien mit ein: Nutze diese Elemente, um den Betrachter durch dein Bild zu führen und ihm einen geordneten Eindruck zu vermitteln.
  3. Probiere verschiedene Blickwinkel aus: Verändere deine Perspektive, indem du dich tiefer oder höher als gewöhnlich begibst, um einzigartige Blickwinkel zu finden.
  4. Gib deinem Bild einen Vordergrund, einen Mittelgrund und einen Hintergrund, um Pausen im Foto zu schaffen.
  5. Nütze Licht und Schatten für Dreidimensionalität.
  6. Spiele mit Schärfe und Unschärfe. 

Los geht’s! Nimm deine Kamera und erkunde die Welt um dich herum mit einer neuen Perspektive. Selbst wenn du neu in der Fotografie bist, muss das nicht schwierig sein. Mit etwas Übung kannst du atemberaubende Bilder machen, die deine Liebsten vor Neid erblassen lassen werden.

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