Ein großer Frustfaktor in der Fotografie sind unscharfe Fotos. Ob du das schon beim Fotografieren merkst oder erst zuhause beim Sichten. Ein Foto, bei dem die Schärfe entweder gänzlich nicht passt oder punktuell falsch sitzt bringt dich zur Weißglut Verstehe ich! Hier sind meine 7 einfachen Tipps für scharfe Fotos. 

#1 Kamerahaltung

Ja, ich weiß. Viele werden jetzt schmunzeln oder sagen: „Ja, eh logisch.“ 

Verwackelung ist aber einer der Hauptgründe für unscharfe Fotos. 

Halte die Kamera mit einer Hand und die zweite Hand legst du unter das Objektiv. Drücke die Ellbogen an den Körper und wenn möglich, stütze dich zusätzlich noch irgendwo ab. 

Vor allem wenn du mit einem Teleobjektiv fotografierst, ist deine Haltung und ein stabiler Stand sehr wichtig, um Verwackelung zu vermeiden.

Beim Drücken auf den Auslöser achtest du darauf, dass der Druck sanft und nicht ruckartig ist. 

Richtige Kamerahaltung

#2 Display vs. Sucher

Die Gefahr von Kameraverwackelung ist größer, wenn du mit dem Display fotografierst, weil du dabei die Kamera vom Körper weg hältst. Schaust du durch den Sucher, verminderst du das Risiko und die Chance auf scharfe Fotos steigern. 

Tipp: Gewöhne dir an, durch den Sucher zu fotografieren – irgendwann möchtest du es gar nicht mehr anders.

Sucher vs. Display

#3 Verwende ein Stativ

Die beste Chance auf scharfe Fotos hast du, wenn du ein Stativ verwendest.

Ein wichtiges Kriterium beim Stativ ist die Stabilität. Oft schon habe ich sehr alte, billige Plastikstative gesehen, die wackeln, obwohl nicht einmal ein leichtes Lüftchen weht. Wenn du noch kein Stativ hast und dir eines kaufst, achte auf Stabilität und Bedienung. Du sollst in der Lage sein, das Stativ blind auf- und abzubauen.  

Eine Alternative ist auch ein Bohnensack.

Achtung: Wenn du ein Stativ verwendest, schalte den Bildstabilisator aus. Der Stabilisator versucht, das Kamerawackeln auszugleichen. Ist die Kamera stabil aufgestellt, gibt es kein Wackeln, der Motor des Stabilisators arbeitet aber dennoch weiter. 

#4 Schalte den Bildstabilisator ein

Die meisten Kameras oder Objektive verfügen über einen Bildstabilisator, der Verwackelungen entgegenwirken soll. Ein Stabilisator unterstützt die Kamerabewegung, nicht jedoch die Bewegung des Motivs.

Wenn du also Freihand fotografierst, schalte den Stabilisator ein. Er hilft dir vor allem dann, wenn du weniger Licht zur Verfügung hast. 

Tipp: Fotografierst du bewegliche Motive mit sehr kurzen Belichtungszeiten, solltest du den Stabilisator ausschalten. Der Bildstabilisator kann den Autofokus verlangsamen. 

#5 Fotografiere mit kurzer Belichtungszeit

Ich werde oft gefragt: warum ist dieses Bild unscharf? Ich habe richtig fokussiert. Ein kurzer Blick auf die Exif Daten zeigt mir: die Belichtungszeit war zu lange. 

Die Verschlusszeit ist die Zeit, in der der Verschluss der Kamera geöffnet ist, um Licht durchzulassen. Je länger dieser Verschluss geöffnet ist, desto mehr Zeit haben einerseits die Motive, sich zu bewegen und andererseits aber auch die Kamera, zu wackeln. 

Beim Fotografieren ohne Stativ gibt es zwei Faustregeln.

Die erste lautet: Die Verschlusszeit ist mindestens der Kehrwert der Brennweite. Fotografierst du also mit einer Brennweite von 200 mm, sollte die Verschlusszeit ca. 1/200 Sekunde sein.

Die zweite Faustregel lautet: Die Verschlusszeit sollte mindestens 1/60 Sekunde sein. Fotografierst du mit kleinen Brennweiten bis 60 mm, achte darauf, dass die Belichtungszeit wenigstens 1/60 Sekunde ist. Das gilt auch, wenn du nur mit einer Brennweite von zum Beispiel 16 mm fotografierst. 

Schnelle Bewegungen der spielenden Pelikane: f/5.6 | 1/1000 sek | ISO 800

#6 Wähle eine kleinere Blende

Auch die Blende wirkt sich auf die Schärfe aus. Genau genommen auf die Schärfentiefe. Ein weiterer Grund für Unschärfe kann eine zu geringe Schärfentiefe sein. Hast du eine große Blende eingestellt, ist der Schärfebereich sehr klein. Insbesondere dann, wenn du zusätzlich noch mit einer großen Brennweite fotografierst. 

Schließt du die Blende (größere f-Zahl), vergrößerst du den Schärfebereich. Denke aber auch daran, dass ein Schließen der Blende auch zur Abdunkelung führt. 

Auch hier gilt: die richtige Belichtung ist wesentlich und gehört zu den Grundlagen der Fotografie. 

Unschärfe durch große Blende. Farn mit Blende f/3.5 fotografiert
Unschärfe durch große Blende. Farn mit Blende f/3.5 fotografiert

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#7 Wahl des richtigen Fokus

Und noch ein Grund, warum Bilder unscharf werden: eine falsche Fokussiertechnik. 

Zum einen haben viele die automatische Wahl des Fokusfeldes eingestellt. Das hast du bestimmt schon beobachtet: du drückst den Auslöser halb durch und im Sucher oder im Display blinken mehrere Punkte auf. Gehst du vom Auslöser herunter und wiederholst den Fokussiervorgang, blinken andere Punkte auf, obwohl du dich gar nicht bewegt hast. Bei dieser Einstellung wählt die Kamera einen Fokuspunkt – nicht du. 

Meine Empfehlung: verwende das Einzelfeld, auch Single Spot genannt und wähle den Punkt im Bild, der am schärfsten sein soll. 

Beim Autofokus gibt es noch eine Auswahl, die du treffen musst. Fotografierst du ein unbewegliches Motiv, stellst du die Option AF-S oder One-Shot bei Canon ein. Hast du unbewegliche Motive vor der Linse, verwendest du die Option AF-C oder AI Servo. Dieser Autofokus verfolgt ein bewegliches Motiv. 

Scharfe Fotos durch richtigen Autofokus
Mehrere Fokuspunkte bei der Wahl Automatisches Fokusfeld

BONUS TIPP: Brille aufsetzen

Nicht lachen. Aber bei mir ist es mittlerweile so, dass ich beim Anschauen von Fotos auf der Kamera nicht mehr ganz genau sehen kann, ob das Bild scharf ist oder nicht. Ich muss meine Lesebrille mitnehmen…

Vielleicht geht es dir ja genauso? Nimm die Brille mit bzw. stelle den Diopter, das ist das kleine Rädchen neben dem Sucher, auf deine Sehstärke ein. 

Wenn du diese 7 einfachen Tipps befolgst und beim Fotografieren an sie denkst, gehören unscharfe Bilder der Vergangenheit an. Denke daran, dass das Fotografieren von beweglichen Motiven und der Einsatz der richtigen Fokussiertechnik etwas Übung bedarf. Schmeiß bitte nicht gleich die Flinte ins Korn, wenn es nicht beim ersten Mal gelingt.