Hat Otavalo mehr zu bieten als den Handwerksmarkt? Das kleine, unscheinbare Städtchen zwischen Quito und der Grenze Kolumbiens mit einer ordentlichen Portion Kultur und einer bemerkenswerten Geschichte ist weit über die Grenzen hinaus berühmt. Der Handwerksmarkt am Plaza de los Ponchos ist verantwortlich für den internationalen Bekanntheitsgrad Otavalos. Dabei hat Otavalo mehr als nur den Markt zu bieten…
OK, beginnen wir mit dem weltbekannten Handwerksmarkt
Samstag spielt es sich ordentlich ab auf der Plaza de los Ponchos wenn die Otavaleños aus der Stadt und den umliegenden Dörfern früh morgens ihre Stände aufbauen und die bunten Waren anpreisen. Von Pullovern, Alpaka-Decken, Mützen, Armbändern über Traumfänger ist alles dabei, was dein Herz begehrt. Der Otavalo Markt ist eine gute Gelegenheit, Souvenirs zu kaufen.
Den Markt gibt es jeden Tag, allerdings sind Samstags und Mittwochs die großen Markttage
Die Otavaleños waren schon in der Antike Textilmacher und äußerst geschäftstüchtig. Ein Großteil der südamerikanischen Textilien wurde in Rodrigo de Salazar’s großen Weberei in Otavalo hergestellt, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts die wichtigste des Landes wurde. Otavaleño Kaschmir wurde zu niedrigen Preisen und hoher Qualität im ganzen Land bekannt. Heute sind über 80% der Otavaleños in der Textilbranche tätig. Sie verkaufen ihre Produkte auf Märkten auf der ganzen Welt.
Otavaleños werden die Einwohner Otavalos genannt. Bei der Ankunft in der Stadt erkennt man sie schon an ihren Kleidern. Frauen tragen reich bestickte Blusen, auffällige mehrreihige Ketten, einen dunklen Rock und ein Tuch um die Schultern, das sehr oft auch als „Rucksack“ für Waren oder Kinder dient. Viele der Indiofrauen tragen auch ein Kopftuch. Die Tracht der Männer besteht aus weißen Hosen, Ponchos und Sandalen. Der geflochtene Zopf oder Pferdeschwanz ist ein Markenzeichen, der die Zugehörigkeit zeigt. Die Kleidung der Otavaleños repräsentiert den Stolz, den sie auf ihre Kultur haben.
In der Stadt Otavalo…
So wie alle Städte Ecuadors hat auch Otavalo einen belebten Platz, der zum Verweilen einlädt und als Beobachtungsposten für das lokale Treiben geradezu ideal ist. Innerhalb der kolonialen Stadt mit knapp 50000 Einwohnern ist alles gut zu Fuß erreichbar. Du findest viele Cafés, Restaurants und Streetfood Stände. Apropos Streetfood: Halte Ausschau nach einem Stand, wo du Quimbolitos bekommst – süße Maismehltaschen mit Rosinen, einfach köstlich! Für alle Schokolade-Liebhaber empfehle ich einen Besuch im Muyu Coffee and Chocolate, wo dein Schokoladenherz garantiert tanzen wird.
Ausflüge rund um Otavalo
Die Stadt ist relativ klein und du hast sie in kurzer Zeit abgeklappert. Otavalo ist allerdings ein guter Ausgangspunkt für diverse Ausflüge in die Umgebung:
Mirador El Lechero
Mirador heißt Aussichtspunkt. El Lechero ist ein uralter Baum auf einem Hügel oberhalb von Otavalo mit Blick auf die Lagune von San Pablo, Otavalo und den Vulkan Imbabura. Das Besondere an diesem Baum ist nicht nur sein Alter (er soll angeblich über tausend Jahre als sein), sondern auch sein religiöser Hintergrund. Er soll laut den Indigenen heilende Fähigkeiten haben. Nicht umsonst wird er zu Ritualen oder auch Hochzeiten besucht und angebetet. Leider hat auch hier der Mensch sein Unwesen getrieben und so ist der wunderschöne einsame Baum auf der Lichtung eingezäunt. Meine Idee vom perfekten Foto zum Sonnenuntergang wurde nicht nur aufgrund des Nebels und der schlechten Sicht, sondern auch wegen des Zaunes zunichte gemacht. Der Aussichtspunkt ist trotzdem schön und nur 10 Fahrminuten von Otavalo entfernt.
Lagunas de Mojanda
Mojanda ist ein Vulkan mit drei Seen Kari Chocha, Warmi Cocha und Yanacocha und zwei Bergen, dem Fuya Fuya und dem Yana Urku. Fuya heißt Nebel und Fuya Fuya heißt gaaaaanz viel Nebel. Das verstand ich, als ich eine Wanderung zum Fuya Fuya machte. Der Nebel zog so plötzlich ein, dass ich für kurze Zeit kaum die Hand vor den Augen sah. Aber er zog auch genauso schnell wieder ab und so hatte ich von Sonnenschein, Regen und Nebel alles dabei.
Die Laguna des Mojanda liegt auf ca. 3700 Metern Seehöhe, was ohne vorherige Akklimatisierung bei manchen schon ein Problem sein könnte. Langsam, nein sehr langsam zu gehen und viel trinken hilft. Du kannst auf den Fuya Fuya gehen oder wenn das zu viel wird nur ein Stück hinauf, von wo du die Herzform des Sees siehst. Der Blick ist wirklich wunderschön und ließ mich für ein paar Momente innehalten und einfach nur genießen. Eine Alternative bietet auch die Wanderung entlang des Sees – auch schön, allerdings verpasst du dabei den Anblick der Herzform.
Den Startpunkt für die Wanderungen erreicht man in ca. 1 Stunde Fahrzeit von Otavalo. Ich kann Guillermo Fiallos als Fahrer empfehlen (Tel. +593 969696777). Alternativ kannst du auch einen Tagesausflug bei diversen Touranbietern, die die Flyer im Hotel auflegen, buchen oder auch ein lokales Taxi anheuern.
El Angel National Park
Den Nationalpark El Angel an der kolumbianischen Grenze erreicht man in knapp 3 Stunden Fahrzeit von Otavalo. Die Besonderheit an diesem Park sind die Frailejones Gigantes, die seltenen Pflanzen, die den Nationalpark beherrschen und die es in dieser Form nur noch dort gibt. Auf 3600 Metern findest du einen Rundwanderweg, der zu einem See führt. Je nach Anzahl der Pausen, die du einlegst, dauert der Weg rund 2 Stunden. Die Anfahrt zum Ausgangsort ist spektakulär und aufregend für uns, für ecuadorianische Verhältnisse und lt. Einheimischen ist die Straße „gar nicht mal so schlecht“.
Die Fahrt zum Nationalpark El Angel. Auf dieser herrlichen Straße fährt man in etwa eine Stunde lange. Bei der Rückfahrt kam es mir dann selber nicht mehr so schlimm vor. Wie schnell sich Mensch doch an etwas gewöhnt…
Imbabura Vulkan
Taita Imbabura ist eine wahre Legende unter den Otavaleños. Der schlafende Vulkan gilt als „Vater aller Vulkane“. Die schöne Wanderung durch Grasland mit atemberaubenden Blicken dauert etwa 5-6 Stunden bis zum Gipfel auf 4610 Metern. Die Wanderung ist nicht sehr anspruchsvoll, dauert aber eben… Andean Summit Adventure hat leichte Wanderungen wie diese in ihrem Programm, die gerne von Bergsteigern zur Akklimatisierung gebucht werden.
Laguna Cuicocha
Cuicocha ist ein aktiver Vulkankrater mit zwei aus dem See ragenden Vulkankuppeln. Von Quiroga aus geht es mit Bussen oder Jeeps weiter zum Ausgangspunkt im Nationalpark Reserva Ecologica Cotocachi. Die herrliche Wanderung um den Kratersee dauert in etwa 4 Stunden mit wunderschönen Ausblicken auf den tiefblauen Kratersee. Auch diese Tour kannst du mit Andean Summit Adventure buchen oder dir von Quiroga aus einen Charter anheuern.
Wie wär’s mit ein wenig Luxus? Das Hotel Medina del Lago* liegt ca. 20 Minuten von Otavalo entfernt auf einem Hügel mit majestätischem Ausblick auf den See.
Von Quito aus erreicht man Otavalo in ca. 1 1/2 Stunden Autofahrt. Ich habe das Städtchen und seine Umgebung auf meiner Ecuador Rundreise als 2. Stopp erkundet. Es ist definitiv mehr als nur ein Markt, denn es bietet eine Vielzahl an Outdoor-Möglichkeiten. Vor allem Naturfreunde kommen in Otavalo und Umgebung auf ihre Kosten.
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